Bio-Hof von Jorin & Joachim Handtmann: Bio-Schafe im Rundlingsdorf


Im Wendland sind sie angekommen. Jorin und Joachim Handtmann, zwei Brüder, 34 und 28 Jahre jung, die ersten Landwirte ihrer Akademikerfamilie, Quereinsteiger also. "Öko" waren sie gefühlt schon immer, die landwirtschaftliche Lehre haben beide auf Bio-Betrieben gemacht, natürlich, danach die Fachschule für Agrarwirtschaft. Und all die Jahre begleitet sie der Traum vom eigenen Hof. In ganz Deutschland haben die jungen Landwirte gesucht, im Wendland sind sie fündig geworden. Ausgerechnet hier, in dieser lange Jahrzehnte vergessenen Ecke Deutschlands, südöstlich von Hamburg an der Elbe gelegen, politisch durch Gorleben geprägt. Heute, über 30 Jahre nach Beginn der Anti-AKW-Bewegung, ist das Wendland immer noch vom Geist der damaligen Idee durchzogen. Die Brüder leben in Güstritz und Neritz, in typischen Rundlingsdörfern, unwillkürlich denkt man an die unbeugsamen Gallier. Vor rund 1.000 Jahren ist diese slawische Siedlungsform entstanden, bei der die Häuser keilförmig um den großen Dorfplatz gruppiert sind.

 Hier also, wo alteingesessene Landwirtschaft und Alternativkultur aufeinandergeprallt und inzwischen zusammengewachsen sind, haben die Handtmanns ihren Hof, eine konventionell arbeitende Schäferei, entdeckt. Die Brüder sind sich schnell über das künftige Bio-Konzept einig. Raus aus der bisherigen Fleischgewinnung und rein in die Milchverarbeitung. Die Bio-Hofmeierei Jeetzel ist geboren, benannt nach dem Rundlingsdorf, an dessen Rand der neue Betrieb steht. Schafsmilch, -joghurt und -frischkäse, auch Bio-Honig von den eigenen 15 Bienenvölkern, alles in Bioland-Qualität, stellen die Brüder seit Januar 2016 her. Bis nach Hamburg vermarkten sie die Produkte, alle aus der Milch der aktuell 130 Schafe gewonnen. Die Tiere grasen auf den ausgedehnten Feuchtwiesen entlang der Jeetzel, einem Nebenfluss der Elbe. "Milchkühe sind für diesen Boden viel zu schwer", sagt Jorin Handtmann.

"Wir betreiben eine standortangepasste Landwirtschaft, mit unseren Schafen schützen wir die für diese Gegend typischen Feuchtwiesen." Und wie kamen die beiden auf Alnatura? "Wir haben nach Fördermöglichkeiten gesucht. Die Alnatura Bio-Bauern-Initiative hat unser Bio-Konzept für gut befunden und uns sehr schnell und vor allem unbürokratisch geholfen. Das war extrem hilfreich." Die Brüder hatten am Anfang lediglich einen Stall übernommen; Melkstand, Hofmolkerei und ein kleines Bürogebäude mussten erst noch errichtet werden. Jetzt, nach drei Jahren im Wendland: Ist dieser Platz schon so etwas wie eine neue Heimat? "Ja", sagt Jorin Handtmann, "denn hier finden wir alles, was unser Herz höher schlagen lässt: eine schöne Kulturlandschaft, viel Bio-Landwirtschaft und Mitarbeiter, mit denen wir unsere Ideale teilen können."

 

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