Bio-Hof der Familie Retzbach: zu zweit geht Bio besser

Milchbauer möchte man in diesen Tagen nicht sein. Die Preise für konventionelle Milch stürzen immer weiter ab. Die Bauern machen ­Verluste, viele müssen ihre Betriebe schließen. Hubert Retzbach aus dem badischen Krautheim, Milchbauer mit Leib und Seele, schätzt sich dagegen glücklich. Noch bevor die Milchpreise in den Keller fielen, hat er eine weitreichende Ent­scheidung getroffen, vielleicht die mutigste in seinem Leben: Er stellt seinen Hof auf biologisch-dynamischen Anbau, also nach Demeter-Kriterien, um. "Schon lange habe ich mit Bio geliebäugelt, doch ich dachte, ich sei bereits zu alt für diesen Schritt", erzählt der 54-Jährige. Ein nachvollziehbarer Gedanke, muss doch bei der Umstellung nicht nur investiert, sondern viele der über Jahrzehnte eingespielten Verhaltensweisen müssen verändert oder gar aufgegeben werden. "Der Stall wird vergrößert werden, Kraftfutter für Kühe ist nur eingeschränkt erlaubt, die Hörner bleiben dran und auch die Vermarktungswege sind neu", sagt Hubert Retzbach. Leicht fällt ihm der Verzicht auf Pestizide: "Ich war die ganze Spritzerei satt. Dieses Gift wollte ich nicht mehr einatmen, berühren und verteilen."

Doch was hat ihm den endgültigen Impuls zur Umstellung gegeben? Wie bei vielen anderen Bauern der Alnatura Bio-Bauern-Initiative (ABBI) war es auch bei Hubert Retzbach die Jugend. "Wir steigen auf Bio um", forderte Sohn Alexander, 25 Jahre alt und gerade von der Landwirtschaftsschule kommend, den Vater auf. "Er musste mich nicht lange überzeugen, denn in ihm wusste ich einen Mitstreiter an meiner Seite.

Und zu zweit geht Bio einfach besser. Da habe ich dann auch mein Alter vergessen", berichtet Retzbach schmunzelnd.

Nach dem Besuch einer Bio-Beratungsstelle in Ilshofen ging es Schlag auf Schlag. Pläne zum Ausbau des Stalls und einer zusätzlichen Liegehalle wurden entworfen, mit den Banken wurde die Finanzierung besprochen und mit der Schrozberger Molkerei ein geeigneter Vermarktungspartner gefunden. Vieles ist im biologisch-dynamischen Anbau anders. "Statt wie bisher einfach zu spritzen, müssen wir jetzt im Voraus handeln und viel mehr Fingerspitzengefühl für den Kreislauf von Boden, Pflanze, Tier und Mensch beweisen", sagt Retzbach senior.

Vor 50 Jahren gab es in Krautheim rund 60 Milchbetriebe. Heute ist nur noch der Hof von Hubert und Alexander ­Retzbach übrig geblieben. "Ich habe für mich den Auftrag formuliert, die Milchwirtschaft in unserer Gegend aufrechtzuerhalten", meint der Bio-Bauer. "Durch die Umstellung auf Bio und mithilfe der Alnatura Bio-Bauern-Initiative sind wir auf einem guten Weg."

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