Lars Børresen, Urtekram-Direktor vor dem Firmengebäude

Urtekram - Die dänischen Ökos

Urtekram gehört zu den Bio-Pionieren der ersten Stunde. Wir haben sie im idyllisch gelegenen Wikingerstädtchen Mariager in Nordjütland besucht.

Kurz gefasst

  • Größter Naturkosmetik- und Bio-Lebensmittelhersteller Skandinaviens
  • Gegründet 1972 in Kopenhagen
  • Firmensitz in Mariager, Nordjütland
  • Mitarbeiter 160
  • Sortiment über 100 Naturkosmetikprodukte.
  • Alle Urtekram-Naturkosmetikprodukte sind garantiert tierversuchsfrei und zertifiziert von Ecocert (nach Cosmos-Standard), der Vegan Society, Dänischer Asthma- und Allergie-Verband, dem Nordic Ecolabel sowie Fairtrade.
Ufer des Mariagerfjord in Nordjütland

"Bio" aus dem Wikingerstädtchen

Kennen Sie den Mariagerfjord? Das idyllisch gelegene Wikingerstädtchen Mariager in Nordjütland? Nein? Aber wenn Sie schon seit vielen Jahren (oder gar Jahrzehnten!) zu den überzeugten Bio-Pionier-Kunden und -Kundinnen zählen, kennen Sie sicher die dänische Naturkosmetik von Urtekram. Urtekram gehört nämlich auch zu den Bio-Pionieren der ersten Stunde. Seit mehr als 40 Jahren stellt das Unternehmen Naturkosmetikprodukte her, denen keine Mineralöle zugesetzt sind, die nicht an Tieren getestet werden, die zu 100 Prozent nur natürliche Öle oder Pflanzenextrakte anstatt synthetischer Ersatzstoffe sowie nur vegane anstelle von tierischen Inhaltsstoffen (wie beispielsweise Lanolin) enthalten. Urtekram ist das erfolgreichste und inzwischen größte Bio-Unternehmen in Skandinavien. Zu ihm gehören nicht nur die fast 100 Naturkosmetikprodukte, die alle in der kleinen Produktionshalle in Mariager nach eigenen Rezepturen selbst hergestellt werden, sondern auch über 900 Naturkostprodukte. Zum Beispiel findet man Bio-Nudeln, Bio-Öle und viele weitere Naturkostprodukte der Marke Urtekram in jedem gut sortierten Supermarkt in Dänemark, Norwegen und Schweden. In Deutschland entdecken seit einigen Jahren auch Bio-Neuan­kömm­linge die Naturkosmetikprodukte. Allen voran ihre Shampoos ohne Erdölderivate und chemische Zusätze, die trotzdem geschmeidig schäumen und dem Haar Glanz und Volumen verleihen. Was sich hier wie Werbung anhört, entspringt eigener Erfahrung: So hat sich die Autorin, ausgestattet mit dünnem, strähnigem, leicht fettendem Problemhaar (nein, Sie werden kein Foto auf der Seite von ihr finden!) mit den beiden Urtekram-Shampoos Rosmarin und Rasul eingelassen. Und siehe da, die langen Haare fallen luftig-leicht, es fühlt sich nach mehr als drei Strähnen Haar an und die Waschhäufigkeit kann reduziert werden, weil Haar und Kopfhaut weniger schnell fetten.

Urtekram Körperpflege

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Mitarbeiter verräumt die abgefüllten Urtekram Shampoos

Gestartet im kleinen Krämerladen

Die Geschichte von Urtekram begann 1972 mit einem kleinen Krämerladen in Kopenhagen, der nur ökologische Produkte feilbot. Im Dänischen ist "Urtekraemer" eine alte Bezeichnung für einen Gewürzhändler oder einen umherreisenden Händler, der Gewürze, Arzneikräuter und Drogerieartikel verkaufte. Die Gründer hatten keine Lust auf industrialisierte Massenware, die ihrer Meinung nach den Menschen und der Natur Schaden zufügte. Es verstand sich von selbst, dass sie ihre Seifen und Cremes eigenhändig herstellten.

Und noch heute werden alle Naturkosmetikartikel von Urtekram in Mariager produziert. Der kleine Krämerladen entwickelte sich zu einer größeren Bewegung und bereits in den 1980er-Jahren brauchte man mehrere Mitarbeiter sowie einen eigenen Produktionsstandort für den sich stetig erweiternden Markt. Während man in Deutschland die Urtekram-Naturkosmetikartikel nur in ausgewählten Fachgeschäften fand und findet, gehörten sie in Dänemark bald zum Marktführer der Ökobranche und sind in jedem Supermarkt vertreten. Inzwischen kommt ganz Dänemark im Handel auf einen beachtlichen Bio-Anteil von zehn Prozent (vergleiche Deutschland: unter vier Prozent).

Die über 40 Jahre Öko-Dasein sieht man den Produkten nicht an: Mit modernem Design und fröhlichen Farbkombinationen zieren sie jedes Badezimmer. 40 Jahre ökologisches Bewusstsein stecken aber in jeder Produktentwicklung. Materialverschwendung, etwa durch Umverpackungen, gibt es nicht. Es sollen nur Materialien verwendet werden, die eine ständige Optimierung der Ökobilanz ermöglichen. Energieeffizienz gepaart mit Wohlfühlraumklima vermittelt auch das ästhetische Firmengebäude aus Holz, Glas und Stahl in Mariager. Dänische Gelassenheit und einen Sinn für flache Hierarchien beweist der Direktor Lars Børresen, der in keinem Einzelbüro sitzt, sondern sich mit Kollegen ein gemütliches Großraumbüro teilt und schon mal selbst am Kopierer steht.

Dorte Hougaard, Qualitätsmanagerin und Nachhaltigkeitsbeauftragte von Urtekram, während sie einen Vortrag hält

Konsquente Nachhaltigkeit 

Dorte Hougaard ist seit 14 Jahren Qualitätsmanagerin und Nachhaltigkeitsbeauftragte des Unternehmens. Auch sie gehört zu den überzeugten Bio-Pionieren und hat neben ihrer Arbeit für Urtekram noch eine kleine Bio-Farm. In einem engagierten Vortrag erläuterte sie die fünf "R" der nachhaltigen Unternehmensphilosophie bei Urtekram: Reject, Replace, Reduce, Reuse und Recycle. Alle "R" haben das Ziel, den "environmental footprint" immer weiter zu reduzieren. Zum Beispiel bekommen die Mitarbeiter mehr Geld ausbezahlt, wenn sie sich entscheiden, mit dem Fahrrad zur Arbeit zu fahren.

An begeisterungsfähigen und kompetenten Mitarbeitern mangelt es Urtekram nicht: Der Biochemiker Tom Hornshøj-Møller verantwortet die komplette Produktion der Naturkosmetik und leitet die Produktentwicklung. Das heißt, er tüftelt an diesen verblüffend gut funktionierenden Shampoos ohne Weichmacher, also ohne die häufig in konventionellen Shampoos oder Spülungen eingesetzten Stoffe DEA (Diethanolamin) und TEA (Triethanolamin). Neu und einzigartig auf dem Naturkosmetikmarkt: ein Conditioner für Kinder – der Renner bei dänischen Mädchen mit feinem langen Haar. Die Kinder ersparen sich das lästige Geziepe beim Kämmen und schonen dadurch die Nerven ihrer Eltern.

Nahaufnahme getrockneter Rosen und Lavendel

Komplett rückverfolgbare Zutaten

Stolz auf sein Werk erlaubt Tom einen Blick auf die mindestens 25 Namen umfassende Zutatenliste und rattert in einer ungeheuerlichen Geschwindigkeit die jeweilige Substanz und ihre Wirkung herunter. Der strengere Cosmetic Organic Standard (COSMOS) stellt für ihn eine Herausforderung dar, die er gerne annimmt. "Komplette Rückverfolgbarkeit, vollständige Dokumentation der Lieferanten, höherer Anteil der Zutaten, die natürlicher und ökologischer Herkunft sind – alles kein Problem für uns!"

Auch sämtliche Pflanzenextrakte wie Rose oder nordische Birke werden hier vor Ort selbst hergestellt. Man erkennt schnell am Duft, was gerade angesetzt oder abgefüllt wird. Mmh, riecht gut – ah, mein Rosmarin-Shampoo.

››› Susanne Salzgeber