Sonnentor – Tee und gute Laune

Bio-Kräuter aus dem Waldviertel

Die Idee hinter den Sonnentor-Produkten: Bauern aus dem niederösterreichischen Waldviertel pflanzen auf den typisch sandigen Böden genau das an, was dort am besten wächst – nämlich Kräuter und Gewürze wie etwa Pfefferminze, Kümmel oder Salbei. Nach der aufwendigen Ernte per Hand, damit die zarten Blüten und Blätter nicht zerbrechen und die darin enthaltenen ätherischen Öle nicht verloren gehen, bleiben die Pflanzen erst einmal auf den Höfen. Auch das gehört zum Sonnentor-Prinzip: Die Verarbeitung übernehmen die Bio-Landwirte selbst. Heißt: selbst trocknen, und zwar so schonend wie möglich, unter 40 Grad Celsius; wieder geht es dabei um die aromatischen ätherischen Öle.

Enger Kontakt mit den Landwirten

Doch warum nicht einfach alles zentral zusammen verarbeiten? Das hatte zu Beginn der Unternehmung Sonnentor einen ganz einfachen, praktischen Grund: Johannes Gutmann, der sich als 23-Jähriger 1988 ohne großartig Erspartes selbstständig machte, hatte schlicht und einfach keinen Platz, um die Kräuter zu lagern oder zu trocknen. Also Arbeitsteilung mit den drei Bauern, die er seinerzeit für seine Vermarktungsidee "Bio-Kräuter aus dem Waldviertel" gewinnen konnte. Mit Erfolg und Wachstum des mittlerweile etablierten mittelständischen Unternehmens hätte er die Verarbeitung natürlich vollständig zum Firmensitz in das 140-Seelen-Dorf Sprögnitz verlagern können. Hat er aber nicht. Aus Prinzip: "Wir wollen helfen, die traditionellen kleinbäuerlichen Strukturen zu erhalten", erklärt der charismatische Gründer und Geschäftsführer von Sonnentor. Und ganz nebenbei ist so jedes Produkt bis zum Erzeuger zurückverfolgbar.

Wichtig ist Gutmann auch, stets im engen Kontakt mit den heute über 150 Bio-Landwirten zu bleiben, die für Sonnentor Kräuter und Gewürze anbauen. Dafür werden ausreichend Gelegenheiten geschaffen: im Frühjahr bei der Anbaubesprechung, beim Kräuterfest an Maria Himmelfahrt und bei den sogenannten Feld-Tagen – Vor-Ort-Besuchen bei den Bauern. "Das Zwischenmenschliche ist einfach enorm wichtig", betont Johannes Gutmann.

Sind die Kräuter einmal getrocknet, geht es für sie dann doch noch nach Sprögnitz. Hier wird zunächst "die Spreu vom Weizen getrennt" beziehungsweise Blätter und Blüten von den Stängeln. Dafür kommen einige der wenigen Maschinen zum Einsatz, die man bei Sonnentor finden kann. Die Ankömmlinge werden gesiebt und gesaugt und im Fall des Lavendels sogar ganz schön geschüttelt: Der purzelt nämlich zusätzlich durch den sogenannten Trieur, eine Drehtrommel ähnlich der einer Waschmaschine, in der die Lavendelblüten in kleinen Einkerbungen hängen bleiben und so aus dem Stängel-Blätter-Mix herausgefischt werden können. Auch wenn diese Schritte bereits in den Sonnentor-Hallen stattfinden, haben die Bauern die Möglichkeit mitzuhelfen, und nahezu alle nehmen dies auch wahr.

Die aufbereiteten Ringelblumen, Melissen, Verbenen und Co. für die Sonnentor Tee- und Gewürzmischungen werden dann per Hand in großen Mischtrommeln zusammengebracht. Per Hand, Handarbeit, Mitarbeiter – diese Begriffe schnappen wir bei unserem Besuch immer wieder auf. Es ist faszinierend: Sonnentor exportiert in mittlerweile 51 Länder von Kanada bis Bahrain, hat ein breites Angebot von mehr als 700 Bio-Produkten. Kräuter von mehr als 500 Hektar Anbaufläche landen in den zum größten Teil biologisch abbaubaren Verpackungen. Und trotzdem sind daran hauptsächlich Menschen und nicht Maschinen beteiligt. Insgesamt 170 Mitarbeiter gehören zur niederösterreichischen Sonnentor-Familie. Sie duzen sich – vom Lageristen bis zum Geschäftsführer –, essen gemeinsam auf urigen Biergartenbänken zu Mittag, eine Atmosphäre wie in einer Großfamilie. Im Waldviertel, einer Region, die stark von Landflucht betroffen ist, hat "Hannes", wie Gutmann von seinen Mitarbeitern gerufen wird, etwas ganz Außergewöhnliches aufgebaut.

Zwei weitere Beispiele: Im Sommer quellen in den intensiv nach Kräutern und Gewürzen duftenden Sonnentor-Hallen, die Namen tragen wie "Halleluja", "Kreuz und Quer", "Drunter und Drüber" oder "Rundherum", die Regale vor lauter getrockneten Kräutern über. Man könnte natürlich ein paar vollautomatische Maschinen erwerben, die diese Stoßzeiten auffangen. Gutmann hingegen holt einfach 70 zusätzliche Saisonkräfte aus der Region nach Sprögnitz – das Unternehmen bekommt seine Produkte schneller verpackt, und die Bauernfamilien haben die Möglichkeit eines kleinen Zubrotes in einer für die Landwirtschaft vergleichsweise ruhigen Jahreszeit. Eine der Helferinnen ist Renate Haas, die seit sechs Jahren einmal wöchentlich mit geübtem Griff die aromatischen Tees abpackt. Die Stimmung der Verpackerinnen ist herzlich und gelöst, man vermisst fast das für Produktionsbetriebe sonst so typische Surren und Klacken der Maschinen.

Faire Erzeugung beim Anbau 

Und: Sonnentor ist heute nicht nur Hersteller einer Bio-Lebensmittelvielfalt, sondern auch wichtiger Tourismusmagnet der Region. Rund um den Firmensitz können große und kleine Besucher auf einem drei Kilometer langen Wanderweg, auf Erlebnispfaden und in Naschgärten die Kräuterwelt des Waldviertels entdecken, im hauseigenen Laden dann die Sonnentor-Vielfalt erleben, im Café sich ausruhen und genießen (nicht umsonst heißt das Erdgeschoss des Nullenergie-Verwaltungsgebäudes "Genussreich" – das Obergeschoss mit den Büros übrigens "Geistreich"). Mehr als 30.000 Besucher zählte Sonnentor im vergangenen Jahr. Grund genug für Johannes Gutmann, sich gleich an das nächste regionale Projekt zu wagen: eine Gaststätte, spezialisiert auf die aromatische Kräuterküche. Diese soll zum Kräuterfest 2013 eröffnen (nur so als Anregung für den nächsten Österreichurlaub).

Genauso konsequent, wie Gutmann seine Grundwerte im eigenen Unternehmen umsetzt, geht er auch die Zusammenarbeit mit seinen Partnern an. Bei sämtlichen Anbauprojekten – wie in Rumänien, wo zum Beispiel Hagebutte gut gedeiht, oder in Tansania, dem Ursprung von Zitronengras und Pfeffer für die Sonnentor-Produkte – hat sich der Sonnentor-Geschäftsführer wenn möglich selbst auf den Weg gemacht, um geeignete Partner zu finden und eine ökologisch und sozial faire Erzeugung zu garantieren. Im benachbarten Tschechien ist auf diese Weise Anfang der 1990er-Jahre sogar ein Tochterunternehmen entstanden, das die Sonnentor-Familie um 75 Mitarbeiter ergänzt und demnächst ein eigenes Kräutersinneserlebnis bekommt.

Es gibt noch so viel zu berichten von Johannes Gutmann und seiner Sonnentor-Familie. Wer Feuer gefangen hat, dem können wir daher aus voller Überzeugung empfehlen: Der Weg nach Sprögnitz über die hügeligen und kurvigen Landstraßen, vorbei an Dörfern, Wäldern und Wiesen – zum Beispiel anderthalb Stunden von Wien aus –, er lohnt sich!

Stand: 01.10.2018

www.sonnentor.com