Kanne Brottrunk – Brot in Flaschen

Kurz gefasst

  • Erfinder und Hersteller des Kanne Brottrunks (nichtalkoholisch, vegan und nicht pasteurisiert)
  • Unternehmenssitz Selm-Bork, Nordrhein-Westfalen 
  • Gegründet 1981
  • Mitarbeiter 60

Vier Uhr morgens. Um diese Uhrzeit träumen die meisten Menschen noch. Nicht so bei Kanne: Schon seit Stunden wird hier fleißig Teig angerührt und Brot gebacken. Es ist kein Brot, das in Bäckereien verkauft wird, denn seine Bestimmung ist nicht der Teller, sondern die Flasche. Es ist das Brot, das eigens für die Herstellung von Brottrunk gebacken wird. Der Teig besteht aus Weizen, Roggen und Hafer aus biologischem Anbau, Wasser, Steinsalz und hauseigenem Natursauerteig, er wird vor dem Backen fermentiert. Wenn die Laibe aus dem Ofen kommen, werden sie zerkleinert und mit Quellwasser versetzt. Monate des Gärens in 100.000 Liter fassenden Gärbehältern aus Edelstahl folgen. In diesem Prozess bilden sich Milchsäurebakterien, Enzyme und Fermente. Ist die Gärung abgeschlossen, wird der Brottrunk gefiltert und anschließend in Flaschen abgefüllt. Bei der Filtration des Brottrunks entsteht ein weiteres Produkt, denn die gefilterte Masse wird zu einem Pulver, dem Enzym-Fermentgetreide, getrocknet und gemahlen. Es kann in Speisen oder in Brotttrunk eingerührt und verzehrt werden.

Der fertige Brottrunk riecht und schmeckt säuerlich, er ­erinnert ein wenig an Sauerkrautsaft. Oftmals hat er einen Bodensatz, der sich in zarten Schlieren zeigt. Was sich hier absetzt, sind Brotgetreidesäurehefe und Milchsäurebakterien. "Dieser Bodensatz ist wertvoll, deshalb filtern wir ihn nicht ab", erklärt Wilhelm Karl Kanne, Geschäftsführer und Inhaber von Kanne Brottrunk. Vor dem Verzehr solle die Flasche einfach kräftig geschüttelt werden. Kanne empfiehlt zudem, je einen Teil Brottrunk, Apfelsaft und Wasser zu mischen.

Denn der Erfolg des Brottrunks beruht nicht in erster Linie auf seinem Geschmack. Es sind die inneren Werte, die die Kunden überzeugen. Neben den lebendigen Milchsäurebakterien enthält der Kanne Brottrunk Mineralstoffe, Spurenelemente, Vitamine und essenzielle Aminosäuren. Über die Wirkung des Brottrunks auf die Gesundheit kann an dieser Stelle aus rechtlichen Gründen leider keine Aussage getroffen werden. Der Hintergrund: Die Health-Claim-Verordnung untersagt Händlern gesundheitsbezogene Aussagen zu Lebensmitteln. Was sie nicht verbietet, sind die zahlreichen begeisterten ­Zuschriften, die Kanne seit Jahren von Verbrauchern erhält.

Erfunden wurde der Brottrunk von Wilhelm Karl Kannes Vater, Wilhelm Friedrich Kanne. Kriegsgefangene, die aus Russland heimkehrten, erzählten von Kwas, einem Getränk aus vergorenem Brot, und seinen Qualitäten. Davon inspiriert und überzeugt von der positiven Wirkung milchsauer vergorener Brotgetreide, experimentierte Kanne in den 1960er-Jahren. Fieberhaft suchte er nach der richtigen Rezeptur und nach Jahren intensiver Forschung fand er sie: Er stellte den Original Kanne Brottrunk erstmals der Öffentlichkeit vor. 1981 gründete er die Kanne Brottrunk GmbH & Co. kg in Lünen.

Die Wurzeln des Familienunternehmens gehen zurück in das Jahr 1904. Damals gründete der Urgroßvater des heutigen Firmeninhabers Wilhelm Karl Kanne, Wilhelm Kanne I., die Bäckerei Kanne in Lünen. Die Expertise im Handwerk Brotbacken wurde von Generation zu Generation weitergegeben und bei Wilhelm Friedrich Kanne bildete sie die Grundlage für die Brottrunk-Erfindung. Er war es auch, der den Betrieb in den 1970er-Jahren auf natürliches Backen umstellte und fortan weder chemische Emulgatoren noch Backmittel verwendete. Fertigmehle, -mischungen und Austauschprodukte kamen ebenfalls nicht in den Teig. Überliefert ist sein Ausspruch: "Wir waren Bio, bevor es Bio gab."

Seit der Erfindung des Brottrunks hat das Unternehmen sein Sortiment stetig erweitert. Treibende Kraft ist ein Forscherdrang, der in der Familie Kanne offensichtlich gern weiter­gegeben wird. In der Bio-Versuchsgärtnerei testet Kanne die Wirkung des Brottrunks auf Pflanzen. Die Ergebnisse sind durchweg positiv: Die Pflanzen wurden widerstandsfähiger gegenüber Schädlingen. Das interessiert Landwirte aus aller Welt – ebenso die positive Wirkung von Tierzusatzfutter auf Fermentgetreidebasis für Nutztiere. Und was für Nutztiere gut ist, bekommt auch Haustieren gut. Das spezielle Futtermittelsortiment begeistert Tierhalter von Kleinnagetieren ebenso wie Pferdebesitzer. Die Einsatzgebiete scheinen keine Grenzen zu haben, denn Kanne entwickelte gemeinsam mit Kliniken sogar Hautpflegeprodukte auf Brottrunkbasis. Übrigens: Wer den Forschergeist und die Produktion des Brottrunks einmal vor Ort erleben will, für den bietet Kanne Gruppenführungen nach Voranmeldung an.

››› Gabriele Storm