Klaus Hoyer und Thomas Müller betrachten die Bienen die auf den Waben sitzen

Hoyer - Der Bienen süße Beute

Für Hoyer arbeiten die fleißigsten Mitarbeiter der Welt: Bienen. Und dabei entsteht weit mehr als Honig.

Hoyer Honigprodukte

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Kurz gefasst

  • Gründung der Hoyer GmbH 1970
  • Firmensitz Polling (Oberbayern)
  • Mitarbeiter 16
  • Sortiment Hoyer bietet neben Honig eine Vielzahl von Imkerei- und Gesundheitsprodukten an
Klaus Hoyer misst den Wassergehalt beim Honig mit einem Refraktometer

Mehr als nur Honig

Der Titel "More than honey" des preisgekrönten Dokumentarfilms könnte ebenso Motto des Unternehmens Hoyer sein. Angefangen beim Sortiment, denn heute zählen auch Imkerei- und Gesundheitsprodukte dazu. Die Imkerei hat die Familiengeschichte des Inhabers Klaus Hoyer geprägt. Schon sein Vater und Großvater waren von Bienen fasziniert und legten damit den Grundstein für die heutige Firma im oberbayerischen Klosterdorf Polling. Mehr als Honig zu machen, das trieb auch seinen Vater Gerhard Hoyer an. Der passionierte Hobby-Imker entwickelte als ausgebildeter Schreiner ein Pollensammelgerät, das er zum Patent anmeldete. Mit dem Verkauf der Imkergeräte sind Kontakte zu anderen Imkern in Italien und Ungarn entstanden. "Man verkaufte irgendwann nicht mehr nur den eigenen Honig und die eigenen Pollen, sondern auch die Produkte derer, die die Pollensammelgeräte kauften. Der Handel ist schließlich immer wichtiger geworden, vermarktet wurden dann Blütenpollen und Honig", erklärt Klaus Hoyer die Entwicklung des Unternehmens.
Honigtau auf Tannenzweig, hieraus entsteht Waldhonig

Blütenpollen für den Nachwuchs

Blütenpollen werden für die Aufzucht der Brut benötigt, Bienen bringen sie an ihren Hinterbeinen mit in den Bienenstock. Damit ausreichend für die Bienenvölker bleibt, ist die Zeit und Menge des Pollensammelns begrenzt. Propolis wiederum ist ein klebriger, knetbarer Bienenharz, der "Baustoff" der Bienen, der den Bienenstock schützt. Gelée Royale ist das hochwertige Futter, mit dem die Honigbienen ihre Königinnen aufziehen, ein Gemisch aus den Sekreten der Futtersaftdrüse und der Oberkieferdrüse der Arbeiterinnen.

Ein weiterer Sortimentsbereich sind die natürlichen Gesundheitsprodukte, die das Unternehmen seit 1991 in der zweiten Produktionsstätte in Sachsen herstellt. Die Produktpalette reicht von Stärkungs- bis zu Erkältungsmitteln wie Propolis-Salbei Lutschtabletten, Fenchel-Thymian-Honigsirup oder Schlechtwettertrunk.

Abfüllung des Honigs in Gläser

Circa 200 Tonnen Honig aus Polling

Am Standort Polling wird überwiegend der Honig verarbeitet und abgefüllt, jährlich circa 200 Tonnen. Unter den Honigsorten finden sich zwei deutsche Sorten: Naturland Frühlingsblüten-Bio-Honig und der Schwarzwälder Weißtannen-Bio-Honig. Die Deutschen zählen mit einem durchschnittlichen Honig-Verbrauch von einem Kilogramm pro Kopf und Jahr zu den Welt-Spitzenreitern. Die heimische Produktion reicht wegen der klimatischen Bedingungen nicht aus, um die große Nachfrage zu decken. In Deutschland erntet man jährlich circa 15.000 bis 20.000 Tonnen Honig, während rund 80 Prozent des hierzulande verzehrten Honigs aus Regionen importiert werden, wo klimatisch und botanisch optimale Bedingungen für mehrere Ernten pro Jahr herrschen. So kommen viele Honige aus den wärmeren Ländern Europas sowie aus Mittel- und Südamerika. Geprüft wird jede eingekaufte Honigpartie von führenden Laboren in Deutschland, die sich auf die Honiganalytik spezialisiert haben. Jeder Honig lässt sich zudem durch ein ausgefeiltes Qualitätsmanagement präzise zurückverfolgen.

Zur Abfüllung wird die in Fässern gelagerte Rohware in der Wärmekammer schonend bei rund 38 Grad Celsius (Bienenstocktemperatur) erwärmt und anschließend in Wannen geleert. Wie nach altem Imkerbrauch wird der Honig mit Sieben und Seihsäcken gereinigt. Man gibt dem Naturprodukt Zeit zur Selbstklärung, statt industrieller Druckfiltration. Nach einer nächtlichen Verweildauer im Klärbehälter hat sich eine Schaumschicht aus aufsteigenden Luftbläschen und feinsten Wachspartikeln gebildet. Diese wird sorgfältig abgeschäumt. Danach wird der Honig vor der Abfüllung nochmals langsam mit einem Rührwerk kalt gerührt. Bei Honigsorten, die von Natur aus eine sehr schnelle Kristallisation aufweisen, wird der Honig "geimpft". Dadurch kann die Kristallisation gesteuert werden. Das heißt, man nimmt eine kleine Menge feinkristallisierten Honig der gleichen Sorte und rührt ihn in den gesiebten, flüssigen Honig. Nach einigen Tagen unter regelmäßigem, zeitgesteuertem Rühren haben sich die Honigkristalle vermehrt und man erhält einen cremig-feinkristallinen Bio-Honig, der jetzt nur noch in Gläser gefüllt werden muss.

Die Häuser der Bienenvölker von Müller  auf einer Waldlichtung bei Peißenberg

Produktion im Bienenstock

Wie der Honig verarbeitet und abgefüllt wird, haben wir bei Hoyer gesehen. Die eigentlichen Produzenten, die fleißig und wie im Fluge das süße Gold herstellen, stellt uns Thomas Müller vor. Der passionierte Hobby-Imker und Schulfreund von Hoyer zeigt uns anhand seiner Bienen (stellvertretend für die vielen Bienen von Italien bis Mexiko, die den Hoyer-Honig liefern), wie Bio-Honig entsteht.

Müllers 40 Bienenvölker mit je 30.000 bis 50.000 Bienen leben an einer Waldlichtung. In dieser bayerischen Naturidylle herrscht entspannte Ruhe. Bis auf das Surren, Brummen und Summen, das anschwillt, je näher man den Bienenstöcken, den Beuten, kommt. Und hier ist dann gar nichts mehr entspannt, hier wird gearbeitet. Die Bienen werden von Blüten, die wiederum auf Bestäubung angewiesen sind, mit deren Nektar angelockt. Die Bienen sammeln ihn, um sich und ihr Volk mit dem daraus gewonnenen Honig zu ernähren. Auch für den Winter wird ein großer Vorrat angelegt.

Thomas Müller bei der Honigernte mit einem Rauchkegel

Vom Nektar zum Honig

In einem sehr aufwendigen Prozess wird der Nektar von der Biene weiterverarbeitet. Im Honigmagen der Biene reichert sich der Nektar mit Fermenten und Enzymen an, Mehrfachzucker-Moleküle werden in die Einfachzucker Glukose und Fruktose aufgespalten und der Nektar wird von einem Wassergehalt von 70 Prozent auf 20 Prozent und weniger getrocknet. Wenn der Wassergehalt unter 18 Prozent gesunken ist, ist der Honig reif und kann geerntet werden. Müller setzt dazu den Rauchkegel ein, der den Bienen einen Brand vortäuscht und sie so vom Honig ablenkt. Mittels einer Bienenflucht lockt er die Bienen in den Brutraum und kann so ganz einfach die reifen Honigwaben entnehmen und durch leere ersetzen. Die Wachsverdeckelungen der Wabenzellen müssen zunächst entfernt werden, bevor der Honig geschleudert und gesiebt werden kann.
Thomas Müller bereitet die Waben zum Honigschleudern vor

Bienenkästen aus Naturmaterial

Müller kann zwar nicht in die Honigherstellung eingreifen, aber für optimale Bedingungen sorgen. Beispielsweise in der Standortwahl: "In puncto Pestizide kenne ich keine Toleranz, ich will das nicht im Honig haben. Darum auch diese exponierte Lage, hier gibt es weder Raps- noch Maisanbau", so Müller. Als Bio-Imker verwendet er Bienenkästen aus Naturmaterialien. Er setzt natürlich keine synthetischen Chemikalien bei der Honigernte oder zur Behandlung von Krankheiten ein. Die Winterfütterung besteht zu 100 Prozent aus biologischen Zutaten und bei der Honigverarbeitung wird es nicht wärmer als im Bienenstock.

Müller geht voller Sanftheit und Respekt mit seinen Bienen um. Beispielsweise verkauft er seine Zucht-Königinnen nur an Imker, denen er absolut vertraut und die seine Bienen gut behandeln. In dieser Zuneigung steckt Weisheit – denn schließlich verdanken wir den Bienen viel mehr als Honig.

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Gefahr Bienensterben

Laut Deutschem Imkerbund überlebten über 20 % der Honigbienenvölker in Deutschland den vergangenen Winter nicht. Eine ernste Bedrohung weltweit ist die Varroamilbe, die in den Siebzigerjahren mit asiatischen Bienen nach Europa kam. Die Milbe setzt sich in den Nacken der Bienen und ernährt sich von ihrem Blut. Sie ist nur 1,7 mm groß, aber im Verhältnis so groß wie ein Kaninchen zu uns. Durch die Bisswunden können Krankheiten entstehen, die Vermehrung der Milbe findet auf der Brut statt und schwächt junge Bienen bereits beim Schlüpfen. Landwirtschaftliche Monokulturen sind eine weitere Bedrohung, denn sie nehmen den Bienen den Lebensraum. Hinzu kommt der Einsatz von Insektiziden; insbesondere Neonikotinoide haben eine verheerende Wirkung auf Bienen. Sie schädigen das Nervensystem, sodass die Bienen ihren Orientierungssinn verlieren und nicht mehr in den Bienenstock finden.

"Aufgrund destruktiver Praktiken, die Nistmöglichkeiten für Bienen einschränken, und des Spritzens von Herbiziden und Pestiziden stellt die industrielle Landwirtschaft weltweit eine der größten Bedrohungen für Bestäubergemeinschaften dar" (aus dem Greenpeace-Report "Bye bye Biene?", 2013).

››› Gabriele Storm