
Hoyer - Der Bienen süße Beute
Kurz gefasst
- Gründung der Hoyer GmbH 1970
- Firmensitz Polling (Oberbayern)
- Mitarbeiter 16
- Sortiment Hoyer bietet neben Honig eine Vielzahl von Imkerei- und Gesundheitsprodukten an

Mehr als nur Honig

Blütenpollen für den Nachwuchs
Ein weiterer Sortimentsbereich sind die natürlichen Gesundheitsprodukte, die das Unternehmen seit 1991 in der zweiten Produktionsstätte in Sachsen herstellt. Die Produktpalette reicht von Stärkungs- bis zu Erkältungsmitteln wie Propolis-Salbei Lutschtabletten, Fenchel-Thymian-Honigsirup oder Schlechtwettertrunk.

Circa 200 Tonnen Honig aus Polling
Am Standort Polling wird überwiegend der Honig verarbeitet und abgefüllt, jährlich circa 200 Tonnen. Unter den Honigsorten finden sich zwei deutsche Sorten: Naturland Frühlingsblüten-Bio-Honig und der Schwarzwälder Weißtannen-Bio-Honig. Die Deutschen zählen mit einem durchschnittlichen Honig-Verbrauch von einem Kilogramm pro Kopf und Jahr zu den Welt-Spitzenreitern. Die heimische Produktion reicht wegen der klimatischen Bedingungen nicht aus, um die große Nachfrage zu decken. In Deutschland erntet man jährlich circa 15.000 bis 20.000 Tonnen Honig, während rund 80 Prozent des hierzulande verzehrten Honigs aus Regionen importiert werden, wo klimatisch und botanisch optimale Bedingungen für mehrere Ernten pro Jahr herrschen. So kommen viele Honige aus den wärmeren Ländern Europas sowie aus Mittel- und Südamerika. Geprüft wird jede eingekaufte Honigpartie von führenden Laboren in Deutschland, die sich auf die Honiganalytik spezialisiert haben. Jeder Honig lässt sich zudem durch ein ausgefeiltes Qualitätsmanagement präzise zurückverfolgen.
Zur Abfüllung wird die in Fässern gelagerte Rohware in der Wärmekammer schonend bei rund 38 Grad Celsius (Bienenstocktemperatur) erwärmt und anschließend in Wannen geleert. Wie nach altem Imkerbrauch wird der Honig mit Sieben und Seihsäcken gereinigt. Man gibt dem Naturprodukt Zeit zur Selbstklärung, statt industrieller Druckfiltration. Nach einer nächtlichen Verweildauer im Klärbehälter hat sich eine Schaumschicht aus aufsteigenden Luftbläschen und feinsten Wachspartikeln gebildet. Diese wird sorgfältig abgeschäumt. Danach wird der Honig vor der Abfüllung nochmals langsam mit einem Rührwerk kalt gerührt. Bei Honigsorten, die von Natur aus eine sehr schnelle Kristallisation aufweisen, wird der Honig "geimpft". Dadurch kann die Kristallisation gesteuert werden. Das heißt, man nimmt eine kleine Menge feinkristallisierten Honig der gleichen Sorte und rührt ihn in den gesiebten, flüssigen Honig. Nach einigen Tagen unter regelmäßigem, zeitgesteuertem Rühren haben sich die Honigkristalle vermehrt und man erhält einen cremig-feinkristallinen Bio-Honig, der jetzt nur noch in Gläser gefüllt werden muss.

Produktion im Bienenstock
Wie der Honig verarbeitet und abgefüllt wird, haben wir bei Hoyer gesehen. Die eigentlichen Produzenten, die fleißig und wie im Fluge das süße Gold herstellen, stellt uns Thomas Müller vor. Der passionierte Hobby-Imker und Schulfreund von Hoyer zeigt uns anhand seiner Bienen (stellvertretend für die vielen Bienen von Italien bis Mexiko, die den Hoyer-Honig liefern), wie Bio-Honig entsteht.
Müllers 40 Bienenvölker mit je 30.000 bis 50.000 Bienen leben an einer Waldlichtung. In dieser bayerischen Naturidylle herrscht entspannte Ruhe. Bis auf das Surren, Brummen und Summen, das anschwillt, je näher man den Bienenstöcken, den Beuten, kommt. Und hier ist dann gar nichts mehr entspannt, hier wird gearbeitet. Die Bienen werden von Blüten, die wiederum auf Bestäubung angewiesen sind, mit deren Nektar angelockt. Die Bienen sammeln ihn, um sich und ihr Volk mit dem daraus gewonnenen Honig zu ernähren. Auch für den Winter wird ein großer Vorrat angelegt.

Vom Nektar zum Honig

Bienenkästen aus Naturmaterial
Müller kann zwar nicht in die Honigherstellung eingreifen, aber für optimale Bedingungen sorgen. Beispielsweise in der Standortwahl: "In puncto Pestizide kenne ich keine Toleranz, ich will das nicht im Honig haben. Darum auch diese exponierte Lage, hier gibt es weder Raps- noch Maisanbau", so Müller. Als Bio-Imker verwendet er Bienenkästen aus Naturmaterialien. Er setzt natürlich keine synthetischen Chemikalien bei der Honigernte oder zur Behandlung von Krankheiten ein. Die Winterfütterung besteht zu 100 Prozent aus biologischen Zutaten und bei der Honigverarbeitung wird es nicht wärmer als im Bienenstock.
Müller geht voller Sanftheit und Respekt mit seinen Bienen um. Beispielsweise verkauft er seine Zucht-Königinnen nur an Imker, denen er absolut vertraut und die seine Bienen gut behandeln. In dieser Zuneigung steckt Weisheit – denn schließlich verdanken wir den Bienen viel mehr als Honig.
Gefahr Bienensterben
Laut Deutschem Imkerbund überlebten über 20 % der Honigbienenvölker in Deutschland den vergangenen Winter nicht. Eine ernste Bedrohung weltweit ist die Varroamilbe, die in den Siebzigerjahren mit asiatischen Bienen nach Europa kam. Die Milbe setzt sich in den Nacken der Bienen und ernährt sich von ihrem Blut. Sie ist nur 1,7 mm groß, aber im Verhältnis so groß wie ein Kaninchen zu uns. Durch die Bisswunden können Krankheiten entstehen, die Vermehrung der Milbe findet auf der Brut statt und schwächt junge Bienen bereits beim Schlüpfen. Landwirtschaftliche Monokulturen sind eine weitere Bedrohung, denn sie nehmen den Bienen den Lebensraum. Hinzu kommt der Einsatz von Insektiziden; insbesondere Neonikotinoide haben eine verheerende Wirkung auf Bienen. Sie schädigen das Nervensystem, sodass die Bienen ihren Orientierungssinn verlieren und nicht mehr in den Bienenstock finden.
"Aufgrund destruktiver Praktiken, die Nistmöglichkeiten für Bienen einschränken, und des Spritzens von Herbiziden und Pestiziden stellt die industrielle Landwirtschaft weltweit eine der größten Bedrohungen für Bestäubergemeinschaften dar" (aus dem Greenpeace-Report "Bye bye Biene?", 2013).
››› Gabriele Storm