Holle - Im Reich der Ziegen

Alnatura besuchte Ziegenlandwirt und Holle-Partner Paul Reich im Breisgau und entdeckte einen Ort, an dem Heidi sich zu Hause gefühlt hätte.

Kurz gefasst

  • Holle ist einer der führenden Hersteller von Bio-Baby- und -Kindernahrung
  • Zusammenarbeit mit Monte Ziego beim Aufbau von Ziegenmilch-Bauern
  • Gründung 1933 von Albert Diefenbach in Arlesheim / Schweiz
  • Mitarbeiter 50
  • Unternehmenssitz Riehen, Schweiz
Ziegenwirt Paul Reich und Ziegenbock Mirko, dahinter Monte-Ziego-Geschäftsführer Martin Buhl und Holle-Vertriebsleiter David Knipper (rechts).

Freundlich und ein bisschen frech

Ziegen haben mich schon immer fasziniert", schwärmt Landwirt Paul Reich. Im Ziegenstall angekommen, versteht man sofort, weshalb: Hochinteressiert kommen die Tiere ans Gatter, recken ihren Kopf hindurch und schauen. Es ist kein scheuer Blick. Freundlich, auffordernd und ein bisschen frech wirken sie. "Sie sind sehr intelligent. Fast zu intelligent für Nutztiere", so Reich. "Da muss man schon aufpassen: Die schauen zu, wie man ein Tor aufmacht – und prompt machen sie es nach!", erzählt der Ziegenlandwirt und kann seinen Stolz dabei nicht verbergen. Also muss das Tor zweifach gesichert sein und der Weidezaun unter Stromspannung stehen, sonst würden sie zu kleinen Forschungsreisen aufbrechen. Und zwar immer gemeinsam, versteht sich, denn Ziegen sind ausgeprägte Herdentiere. In Ziegengesellschaft gilt eine strenge Rangordnung, manchmal wird sie bis zur Erschöpfung umkämpft. Sie klettern eben gerne. Wer oben ist, darf alles zuerst: als Erste fressen, trinken, gemolken werden und natürlich die besten Plätze auf der Weide für sich beanspruchen.
Nahaufnahme von Ziegenbock mit Ziegen im Hintergrund auf der Weide

Tierhaltung nach Demeter

Reichs Herde besteht aus 130 deutschen weißen und bunten Edelziegen sowie dem 100 Kilogramm schweren Bock Mirko. Die Tiere werden nach Demeter-Richtlinien gehalten, also biodynamisch. Diese über 90 Jahre alte Wirtschaftsweise geht auf die anthroposophische Lehre Rudolf Steiners zurück, die den landwirtschaftlichen Betrieb ganzheitlich versteht: als Organismus, in dem Boden, Saatgut, Pflanze, Tier und Mensch in einer Wechselbeziehung zueinander stehen. Tiere sollen "wesensgemäß" gehalten werden. Für die Haltung von Ziegen bedeutet das beispielsweise, dass sie ihre Hörner behalten dürfen. Die einzigen und notwendigen Eingriffe sind das Klauenschneiden drei- bis viermal im Jahr sowie ein sanftes Abstumpfen der Hörner, wenn die Ziegen sie zu sehr geschärft haben. Für die Gesundheit sind die Qualität des Futters und die Haltebedingungen entscheidend. Im Laufstall mit Einstreu hat jede Ziege 1,5 Quadratmeter Platz, der Futterplatz hat eine Breite von mindestens 40 Zentimetern. 80 Prozent des Futters haben Demeter-Qualität, die restlichen 20 Bio-Qualität. Übrigens sind Ziegen ausgesprochen wählerisch:
Ziegenherde auf der Weide mit Wald im Hintergrund

Das Ziegenleben in 600m Höhe

Auf ihrer 25 Hektar großen Weide fressen sie ausschließlich zarte Laubblätter und Kräuter, Gras ist eigentlich indiskutabel. Nicht nur kulinarische Bedürfnisse werden hier in 600 Metern Breisgauer Höhe gestillt, auch der Bewegungsdrang und die Kletterlust. Immer wieder laufen und springen sie ausgelassen über die Weide. Und wenn Reich dazukommt, strömen sie voller Zutrauen zu ihm und holen sich ein paar Streicheleinheiten.

Bevor Reich 2013 mit der Ziegenhaltung begann, hielt er Kühe. Aber die Ziegen, so stellte er fest, machen ihm einfach viel mehr Freude: "Sie sind auch viel pflegeleichter und treten beim Melken nicht, man bekommt keinen Schwanz ins Gesicht und könnte praktisch in Sonntagskleidern melken." Seine Ziegen werden zweimal am Tag jeweils eine halbe Stunde gemolken. Das Kraftfutter aus Mais und Getreide lockt sie in die Melkanlange. Der Rangordnung entsprechend kommen immer die gleichen Gruppen zur selben Zeit und geben dann täglich 2,5 bis 3,5 Liter Milch – zum Vergleich: bei Kühen sind es 20 bis 30 Liter.

Familie Reich beim Melken der Ziegen in der Melkanlage

Die Milch geht an Monte Ziego

Der Experte in Ziegenmilchverarbeitung hat mit dem Unternehmen Holle baby­food eine Initiative gestartet um zukünftig größere Mengen Demeter-Ziegenmilch zu erhalten. Aktuell wird die Demeter-Milch für die Käserei verwendet. Wenn in zwei bis drei Jahren genügend Demeter-Milch vorhanden ist und für diese eine Weiterverarbeitung gewährleistet werden kann, plant Holle neben dem bisherigen Sortiment von Bio-Ziegenmilchnahrungen auch ein Angebot an Ziegenmilchnahrungen in Demeter-Qualität herzustellen. Denn seit dem 25. Februar 2014 ist Ziegenmilch als Säuglings- und Folgenahrung zugelassen. Eine Studie der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) bestätigt, dass das Eiweiß aus Ziegenmilch eine geeignete und sichere Proteinquelle für Säuglinge ist. Genau wie Kuhmilch ist Ziegenmilch an sich nicht als Babynahrung geeignet: Die naturbelassene Ziegenmilch ist die Grundlage und wird mit den fürs Baby notwendigen Inhaltsstoffen zur Säuglingsfertignahrung optimiert.
Der Ziegenwirt beim Melken einer Ziege

Alternative zu Kuhmilch

Säuglingsmilchnahrung auf Ziegenmilchbasis ist eine Alternative zur Säuglingsmilchnahrung auf Kuhmilchbasis.

Um den künftigen Bedarf zu decken, haben Monte Ziego und Holle die "Ziegenmilch-Offensive Schwarzwald" ins Lebens gerufen: Die Initiative unterstützt bäuerliche und kleinbäuerliche Hofstrukturen im Schwarzwald – die Haltung von Demeter-Ziegen in dieser Region ist für die Landwirte oft profitabler als die von Kühen. Die Verträge zwischen den Landwirten, Monte Ziego und Holle garantieren Milchabnahmen. Zwischen ein und drei Jahren dauert es, bis das erste Mal Ziegenmilch in Demeter-Qualität ausgeliefert werden kann – je nachdem, wie der Betrieb vorher gewirtschaftet hat.

Kein anderes Lebensmittel unterliegt so strengen gesetzlichen Vorgaben. Laut Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit im April 2015 gab es bei Säuglingsnahrung nur einen geringen Anteil an Proben, in denen überhaupt Rückstände nachgewiesen wurden, Rückstandshöchstgehaltsüberschreitungen gab es seit 2013 nicht. Für Säuglingsnahrung gilt ein strengerer Höchstgehalt, zum Beispiel ist bei Getreide nur der halbe Grenzwert von Schadstoffbelastungen erlaubt. Bei Holle ist die Qualitätssicherung im Unternehmen von entsprechend zentraler Bedeutung. Ebenso nachhaltiges Handeln – das ist naheliegend für eine Bio-Kindernahrungsfirma. Ihre Philosophie beruht auf einem anthroposophisch orientierten Ernährungskonzept und so stellt Holle Produkte in biody­namischer Qualität her. Für Holle bildet die Nachhaltigkeitsähre symbolisch ihr Engagement ab und verweist gleichzeitig auf ihren Ursprung, die biodynamische Verarbeitung von Getreide. Sechs Keimlinge der Ähre stehen dabei für die sechs Bereiche nachhaltigen Engagements: Unternehmensführung, Produktverantwortung, Partnerschaften, Agrikultur, Mitarbeiter und Ressourcen. Konkret bedeutet das beispielsweise die verbindliche und langfristige Zusammenarbeit mit Mit­arbeitern und Partnern, ausschließlich Rohwaren aus biologischer und biologisch-dynamischer Erzeugung zu verwenden oder den biologischen Landbau zu fördern. Ein Engagement, das zeigt: Nicht nur die Entwicklung des einzelnen Kindes ist Holle wichtig, sondern auch die Zukunft kommender Generationen.

Ziegenbock mit Anfangsmilch und Folgemilch von Holle

Stillempfehlung

Stillen ist die beste Ernährung für Ihr Baby. Die Zusammensetzung der Muttermilch bietet Ihrem Baby stets die ideale Nährstoffkombination, die es für seine Entwicklung benötigt. Holle befürwortet ausdrücklich die Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Babys in den ersten sechs Lebensmonaten ausschließlich zu stillen. Bitte beachten Sie, dass die Verwendung von Säuglingsanfangsnahrung den Stillerfolg beeinträchtigen kann und die Entscheidung, nicht zu stillen, nur schwierig rückgängig zu machen ist. Unsere Empfehlung: Verwenden Sie eine Säuglingsanfangsnahrung nur auf den Rat unabhängiger Fachleute (Ärzte, Hebamme, Klinik).

››› Gabriele Storm

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