Kaiser Bio-Bäckerei: Mit Herz backen – mit Verstand wachsen
Als Volker Schmidt-Sköries 1976 die Bio-Bäckerei Kaiser als alternativ und kollektiv geführtes Unternehmen mit dem Grundsatz "Zusammen leben – zusammen arbeiten" gründete, hätte er sicher nicht erwartet, dass sich Kaiser zu einem der bedeutendsten Bio-Bäcker Deutschlands entwickeln würde. Damals war Bio-Landwirtschaft kein großes Thema mehr: Neben dem 1924 gegründeten Demeter-Verband gab es in Deutschland nur die 1971 frisch gegründete Organisation Bioland, die offiziell das Ziel der Existenzsicherung kleinbäuerlicher Betriebe und des Erhalts der Bodenfruchtbarkeit verfolgte – als Gegenbewegung zur sich seit den frühen 1900er-Jahren stark entwickelnden Agrarindustrie mit all ihren Folgen für Mensch und Erde. Die EU-Bio-Verordnung zum Beispiel sollte noch 15 Jahre auf sich warten lassen und erst 1991 erlassen werden.
Die Motivation zur Gründung von Kaiser waren ökologische, soziale und gesundheitliche Werte, die in den über 40 Jahren des Bestehens nie an Bedeutung verloren haben. "Wir waren die Ersten, die Sonnenblumenkerne, die damals als Vogelfutter galten, ins Brot getan haben, und wurden dafür ausgelacht", sagt Schmidt-Sköries und lässt die Pionier-Zeiten anstrengend, aber auch spannend erscheinen. "Und wir haben auch die ersten Höfe auf Bio umgestellt, was nicht leicht war." Im Laufe der Zeit wurde aus den öko-sozial-gesunden Grundsätzen eine individuelle Art der Unternehmensführung, die für eine neue Form des ethischen Wirtschaftens steht.
Qualität vor Masse
Das Sortiment umfasst alle möglichen Produkte: vom rustikalen Urkornbrot über den beliebten "Paarweck" aus Weizenauszugsmehl bis hin zu trendigen Mini-Dinkel-Quiches mit Ziegenkäse und Datteln sowie feinen Kuchen und Stückchen. Das Getreide dafür wird ausnahmslos nach den strengen Bioland-Kriterien angebaut und kommt fast ausschließlich aus der unmittelbaren Region. Es ist eine feste und partnerschaftliche Gemeinschaft aus Bioland-Höfen, Müllerinnen und Müllern und dem Bio-Pionier aus Mainz-Kastel, die hier aufgebaut wurde. Die Einkaufspreise für die Rohstoffe richten sich dabei nicht etwa nach dem gängigen Marktpreis, sondern nach den tatsächlich anfallenden Kosten der Partner. Und diese Vorgehensweise hat trotzdem zu einer sehr guten Unternehmensentwicklung geführt.
Anthroposophisches Arbeitsmodell
"Vertrauen muss mehr wiegen als ein Vertrag." Mit dieser Einstellung wurde die Partnerschaft zwischen Kaiser und Alnatura 1986 per Handschlag besiegelt. Und sie benötigt bis heute keine Verschriftlichung.
Stand: 01.09.2018