Bauckhof – Wo die Mühlen anders mahlen

Kurz gefasst:

  • Inhabergeführter Hersteller von Demeter- und Bio-Produkten auf Getreidebasis mit eigener Vermahlung, 41 Prozent glutenfreie Produkte
  • Gegründet 1969, Ursprünge 1932 mit erstem Bauckhof 
  • Mitarbeiter 135
  • Standort Rosche, Lüneburger Heide
In einem kleinen Ort namens Rosche in der Lüneburger Heide keimt Pioniergeist auf traditionsreichem Boden. Bei Bauckhof Naturkost  werden Getreideprodukte in biodynamischer Qualität hergestellt.

Die biologische Landwirtschaft ist die modernste Form der Landwirtschaft. Denn sie berücksichtigt die Bedürfnisse der Natur." Davon ist Jan-Peter Bauck, Geschäftsführer von Bauckhof Naturkost, überzeugt. Das Unternehmen, das seinen Firmensitz in einem kleinen Ort Namens Rosche in Niedersachsen hat, ist auf Getreideprodukte in Bio- und Demeterqualität spezialisiert. Das Sortiment umfasst zum Beispiel Mehle, Müslis und Backmischungen. Darüber hinaus ist Bauckhof Naturkost nicht nur ein Pionier unter den Naturkostherstellern, sondern auch in der Herstellung glutenfreier Produkte. Im Bauckhof Naturkost Sortiment findet sich ein breit gefächertes Angebot kontrolliert glutenfreier Lebensmittel in Bio-Qualität.

"Bio" seit 1932

Gegründet wurde das Unternehmen 1969 ursprünglich als Vermarktungsgesellschaft für den Vertrieb von Demeter-Erzeugnissen aller Art. Die Geschichte des Familienbetriebs beginnt jedoch bereits viel früher: im Jahr 1932. Damals stellte Baucks Großvater Eduard seinen landwirtschaftlichen Betrieb auf die biologisch-dynamische Wirtschaftsweise um. Zuvor hatte der junge Landwirt den Hof seines Vaters in Klein Süstedt bei Uelzen übernommen. Mit Begeisterung setzte er die damals als fortschrittlich geltenden konventionellen Methoden ein und erhöhte so den Bestand der Schweine von 30 auf 300. Doch dann wurden die Tiere krank. Kein Tierarzt kam der Ursache auf die Spur, und Eduard Bauck suchte fieberhaft nach einer Lösung. Er fand sie bei einem Vortrag, in dem die biodynamische Wirtschaftsweise vorgestellt wurde. Darin wurde erklärt: "Wenn Ihr so weitermacht, werden Eure Böden unfruchtbar und Eure Tiere werden krank." Die Initialzündung für Eduard Bauck. Er stellte fest: Es waren zu viele Schweine im Stall, dadurch vermehrten sich die Keime rasend schnell. Also reduzierte er den Tierbestand und begann außerdem mit der Kompostwirtschaft, einer vielfältigen Fruchtfolge und dem Einsatz biodynamischer Präparate. Schon nach dem ersten Jahr konnte er sich über positive Effekte freuen.

"Die Besonderheit am anthroposophischen Ansatz ist, dass man die Welt und Menschen stets in Bewegung sieht. Es gibt keinen statischen Zustand. Jeder einzelne kann sich und die Welt verändern und etwas bewegen", erklärt Jan-Peter Bauck heute. Jeder habe die Möglichkeit, sich bewusst einem Thema zu stellen und dann frei zu entscheiden, das Richtige zu tun. Und auch Landwirtschaft könne eine solche Bewegung bedeuten – hin zu einer fruchtbareren Welt. Für die biodynamische Wirtschaftsweise bedeutet dies beispielsweise ganz konkret, auf die Qualität des Bodens zu achten und ihn lebendig zu halten. Ein guter Boden hat eine feinkrümelige Struktur und enthält viele Mikroorganismen, die mithilfe von Sauerstoff Humus herstellen. Regenwürmer machen den Boden fruchtbar und lockern ihn, und die Erde hat dann eine gute Wasserbindungsfähigkeit. Wenn man die Fruchtfolge gut abstimmt, kommt dies dem Boden zugute: Einer Pflanze wie Weizen, die sehr nährstoffzehrend ist, sollte idealerweise eine Leguminosenart wie Klee, Bohnen oder Erbsen folgen. Durch sie wird die Erde wieder mit Stickstoff angereichert und fruchtbar. Klee hat dazu den Vorteil, sogar im Winter zu wachsen. Und er kann anschließend verfüttert werden.

Viele Faktoren beeinflussen die oberen 25 Zentimeter der Bodenschicht. "Sie ist wie ein großes Haustier, da muss man sich gut drum kümmern", erklärt Bauck lächelnd. Es ist ein Lächeln, das nicht darüber hinwegtäuschen kann, wie ernst es ihm mit der Fürsorge um den Boden ist. Bauckhof unterstützt mit großem Engagement die BioBoden Genossenschaft, eine Initiative der GLS-Bank zur Förderung der Bio-Landwirtschaft. Die Idee dahinter: Teilt man die zur Verfügung stehende Anbaufläche von 1,4 Milliarden Hektar durch 7 Milliarden Menschen, stehen jedem Menschen 2.000 Quadratmeter zu Verfügung. Mit einer Mitgliedschaft bei der BioBoden Genossenschaft kann man Verantwortung für diese Fläche übernehmen. Das Kapital wird verwendet, um landwirtschaftliche Fläche zu kaufen und sie dauerhaft biologisch zu bewirtschaften. BioBoden wurde im Herbst 2014 gegründet, bislang sind fünf Millionen Euro gesammelt worden.

Das Richtige tun

Das Richtige zu tun bedeutet für Bauck auch, soziale Verantwortung zu übernehmen. Der Naturkosthersteller Bauckhof arbeitet mit dem Bauckhof Stütensen zusammen. Stütensen ist gemeinsam mit Klein Süstedt und Amelinghausen einer der drei Bauckhöfe aus denen Bauckhof Naturkost hervorgegangen ist. Noch heute setzen sie sich gemeinsam für die biodynamische Landwirtschaft und die Werte, die hinter diesem Ansatz stecken, ein. Um diese Wirtschaftsweise auch für die Zukunft zu sichern, übertrug die Familie Bauck ihren Grund und Boden 1969 stiftungsähnlich in gemeinnützige Eigentumsstrukturen. Auf dem Bauckhof Stütensen ist seitdem eine sozialtherapeutische Einrichtung mit anthroposophischer Ausrichtung angesiedelt. Es leben und arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen in Landwirtschaft, Gärtnerei, Forstwirtschaft, Töpferei und im hauswirtschaftlichen Bereich. "Aus der Vielfalt der unterschiedlichsten Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Lebensimpulsen entsteht der eigene und ganz besondere soziale Organismus unserer dorfähnlichen Gemeinschaft", so Reiner von Kamen, Leiter von Stütensen. "Es vereint uns der Impuls, miteinander zu leben und zu arbeiten und Erfahrungsräume zu ermöglichen, die Entwicklungen schaffen." Die Wohnmodelle auf dem Bauckhof Stütensen sind unterschiedlich und bieten je nach Fähigkeiten und Persönlichkeit die passende Umgebung: Es gibt WGs und Paarwohnungen, Einzelappartements und Hausgemeinschaften.

Für das Bauckhof Müsli und den Bauckhof Hot Hafer bereiten sieben bis neun Bewohner der Lebens- und Arbeitsgemeinschaft des Bauckhof Stütensen am Vormittag Äpfel vor. Sie werden von Hand geschält und am Nachmittag dann maschinell entkernt und gewürfelt. 70 bis 90 Kilogramm Äpfel vom Demeter-Apfelhof Augustin werden pro Tag von ihrer Schale befreit und verarbeitet. Auf der Arbeitsplatte häufen sich die Schalen – jeder hat seine eigene Technik und so gleicht kein Apfelschalenberg dem nächsten. Die Atmosphäre ist freundlich und fröhlich. Sie tun, als ob sie gleich in den frisch geschälten Apfel reinbeißen, und lachen ausgelassen über diesen Scherz.

Bauckhof Naturkost bezieht sein Getreide von rund 40 Höfen in Vertragsanbau und überwiegend aus Norddeutschland. Die ersten Bauckhof-Produkte waren Zuckerrübensirup, Weizennudeln und Rapsöl. Sie wurden in Zeiten ohne Bio-Siegel hauptsächlich in Reformhäusern verkauft. Seit den 1990er-Jahren konzentriert sich Bauckhof auf die Getreideverarbeitung. Eine Ausrichtung, die die Basis für eine weitreichende Entscheidung schaffte: für die Entwicklung glutenfreier Produkte. Drei Jahre Vorbereitung brauchte es, bis eine gute und sichere Qualität erreicht war. Entscheidend ist eine strikt getrennte Produktion. Seitdem kamen immer mehr glutenfreie Produkte hinzu. Heute bietet die große glutenfreie Auswahl Zöliakie-Betroffenen einen wesentlich entspannteren Umgang mit Essen. Die Entwicklung glutenfreier Produkte passt ohne Frage zum Steiner’schen Anspruch, Sinnvolles für Menschen zu bewegen.