Barnhouse – Die Knusper-Experten
Kurz gefasst
- Gegründet 1979
- Unternehmensstandort Mühldorf am Inn (Oberbayern)
- Geschäftsleitung Neil Reen, Sina Nagl, Bettina Rolle
- Mitarbeiter anfangs 8, heute 90
- Produkte Bio-Krunchys, -Müslis sowie -Cornflakes in verschiedenen Sorten
- Besonderheiten Pionier der Bio-Bewegung und Hersteller des ersten verarbeiteten Bio-Frühstücksproduktes weltweit
Wer steckt hinter dem knusprig-süßen Krunchy-Glück in der Frühstücksschüssel? Zu Besuch beim Knuspermüsli-Hersteller und Bio-Pionier Barnhouse.
Warum Müsli? Genauer gesagt, warum Krunchy? – "Weil ich mit Tomatenpflanzen nix anfangen kann!", sagt Neil Reen, Gründer und Geschäftsführer von Barnhouse, mit ernstem Blick. Dann lächelt er verschmitzt – das war er wieder, der typisch englische schwarze Humor, den auch seine Mitstreiter im Unternehmen lieben. Und dass Humor, Leidenschaft und Gemeinschaftssinn das Unternehmen im oberbayerischen Mühldorf prägen, ist an jeder Ecke zu spüren.
Seit 1979 ist der Bio-Pionier Barnhouse im Krunchy-Geschäft. Der Engländer Neil Reen brachte die britische Knuspermüsli-Spezialität namens Crunchy nach Deutschland: Mit einem einzigen Blech, auf dem er gemeinsam mit Mitgründerin Sina Nagl Honig-Hafer-Müsli in einer Münchener Wohnung buk, fing alles an. Die beiden tauften es zur besseren Unterscheidung vom englischen Vorbild Krunchy mit K. Einzige Zutaten waren damals Haferflocken, Honig und Sonnenblumenöl. Inspiriert von der aufkommenden Naturkost- und Umweltschutzbewegung wollten die beiden etwas bewirken. Für Nagl und Reen bedeutete das, ein leckeres Krunchy aus hundert Prozent Bio-Zutaten herzustellen – das erste verarbeitete Frühstücksprodukt der Bio-Branche. Der ökologische Anbau des Getreides und der dadurch bedingte Verzicht auf Agrargifte sollten die Umweltschutzbewegung stärken. Mit Bio-Lebensmitteln wollten sie ein Zeichen gegen die Ausbeutung der Natur setzen. "Diese Idee hat uns damals nicht losgelassen und bis heute hält unsere Leidenschaft an", sagt Nagl.
Über die Jahre wurden aus einem Blech wesentlich mehr. Erst buk man auf vier Backblechen, ein größerer Ofen war der nächste Schritt. Nach Stationen in einer Keller-Backstube der Münchener Großmarkthalle und in Ismaning fand die Krunchy-Bäckerei, auch liebevoll "Kruncherei" genannt, schließlich im circa 80 Kilometer entfernten Mühldorf ihr dauerhaftes Zuhause. Mittlerweile sind sowohl Produktionsmenge als auch Produktpalette um einiges gewachsen. Statt 4 Kilogramm wie in den Anfangstagen werden heute rund 15 Tonnen pro Tag gebacken. In einem Monat sind das 500 Tonnen Krunchy – von Sorten aus Hafer oder Dinkel über fruchtige Kreationen mit Waldbeeren bis hin zu einer luftig-knusprigen Mischung aus gepopptem Amaranth, Himbeer und Aronia.
"Am Anfang haben wir das alles von Hand gemacht", erinnert Sina Nagl sich. Mittlerweile sind viele Prozesse technisiert. Dennoch ist an vielen Stellen immer noch Handarbeit vonnöten: Mitarbeiter prüfen regelmäßig die einzelnen Produktionsabläufe. An Sensorik-Tischen werden die Krunchys alle 20 Minuten getestet. Schmeckt das Krunchy, wie es soll; sieht es so aus, wie es aussehen soll? Und schon bevor eine Krunchy-Masse aus Getreideflocken und etwas Süße in bis zu 40 Meter langen Öfen duftend goldbraun wird, macht die Barnhouse Qualitätssicherung die Probe aufs Exempel. "Auf einem winzigen Singleherd machen wir in der Versuchsküche erste Tests. Wir mischen alles von Hand, backen es in einem normalen Ofen und warten gespannt, was herauskommt", erklärt Bettina Rolle, die sich um das Marketing kümmert und auch Mitglied der Geschäftsführung ist. In den Kreationen findet sich nichts, was nicht auch in einem selbst gebackenen Knuspermüsli aus dem eigenen Ofen sein könnte, denn Barnhouse backt konsequent ohne jegliche Aromazusätze. Die sehr geringe Reklamationszahl spricht für die hohe Qualität der Krunchys und auch für einen optimierten Herstellungsprozess. Passiert doch mal etwas, arbeitet Barnhouse das genau auf und erklärt dem Kunden ausführlich, wo das Problem lag. So auch im Jahr 2015, als ein Kunde in Barcelona die knackigen Haselnusshälften in seinem Krunchy vermisste. "Dem habe ich dann persönlich von der damals schlechten Haselnussernte erzählt, die uns zwang, für kurze Zeit kleineren Haselnussbruch in den Krunchys einzusetzen. Nach der nächsten besseren Ernte hat er von uns direkt eine frische Packung Krunchy bekommen und war wieder glücklich", erzählt Bettina Rolle lachend.
Doch Barnhouse ist noch mehr als nur Krunchy-Produktion: Auch wenn die Rohstoffe für die Krunchys schon immer aus der Region Süddeutschland, aus dem nahen Österreich oder Tschechien bezogen wurden, engagiert sich Sina Nagl seit zwei Jahren dafür, vermehrt Partnerschaften mit ortsansässigen Bauern aufzubauen. In einem Umkreis von 200 Kilometern arbeitet Barnhouse eng mit Bio-Bauern zusammen, die Rohstoffe an das Unternehmen liefern. Die Bauern bekommen langfristige Verträge zu fairen Preisen und damit Planungssicherheit. "Wir arbeiten gemeinsam an der Zukunft! Es ist toll, die Region weiterentwickeln zu können, das tut allen Beteiligten gut", sagt Nagl. Und vielleicht entsteht so auch der ein oder andere neue Bio-Betrieb.
Die Begeisterung für Krunchy hat mittlerweile auch die nächste Barnhouse-Generation gepackt: Die Söhne Louis Rolle-Reen und Moritz Nagl sind bereits in das Unternehmen eingestiegen. "Das war kein Muss, ist aber ein großes Glück", strahlt Sina Nagl.
››› Rena Schäfges