
Aries Umweltprodukte
Mit Bomben die Welt bunter und freundlicher gestalten? Das geht! Davon haben wir uns selbst überzeugt und die Firma Aries in der Nähe von Bremen besucht.
Kurz gefasst
- Seit über 25 Jahren produziert und vertreibt Aries u. a. natürliche Produkte für den Garten (Bio-Sämereien, Dünge- und Pflanzenschutzmittel etc.) und umweltfreundliche Abwehrmittel gegen Motten, Mücken und Co. (Nützlinge, Schlupfwespen, Lockstofffallen und natürliche Insektizide). Aries-Wirkstoffe und Biozide sind auch für Maßnahmen in Bio-Betrieben zugelassen.
- Zertifizierungen u. a. EcoControl (alle Insektenbekämpfungs- und Vertreibungsmittel, als erstes Unternehmen weltweit), CSE-Standard (branchenübergreifender Standard nachhaltiger Unternehmensführung), bdih-Siegel für kontrollierte Naturkosmetik (Mückenstift, Anti-Zeck, Anti-Mück), EU-Bio-Siegel (Samenbomben, Kräutertöpfe, Gartenset für Kinder).
- Auszeichnungen Bestes neues Bio-Produkt 2011 (Samenbomben), 2012 und 2014 (Gartenset für Kinder) bei der Messe Biofach.

Von außen ist sie nur ein kleiner, unscheinbarer Klumpen aus Erde und Ton. Doch Vorsicht: Sie erreicht die entlegensten Bereiche. Einmal platziert, ist sie hochexplosiv und in der Lage, die Welt nachhaltig zu verändern! Die Guerillas im Untergrund kennen und nutzen sie schon lange – als Mittel des Widerstands gegen vernachlässigte Grünflächen in Städten, grauen Asphalt und das Aussterben von Biene und Co.: die Samenbombe.
Was nach Kriegsgerät klingt, ist in Wahrheit praktizierter Pazifismus – wo man sie hinwirft, blüht es, wird die Welt ein Stückchen schöner und bietet Blütenbestäubern Nahrung. Und genau dorthin, wo auch Samen sich am wohlsten fühlen, fiel der beginnende Hype um Guerilla Gardening vor rund vier Jahren bei Klaus Dieter Szczesny: auf fruchtbaren Boden. "Warum sollte so etwas Schönes nur dem Untergrund vorbehalten sein?", fragte sich der Gründer und Geschäftsführer von Aries Umweltprodukte.

Eine ganz ähnliche Frage hatte er sich bereits 25 Jahre zuvor gestellt: Auf seine Tochter – heute auch im Familienunternehmen beschäftigt und damals noch ein Kleinkind – hatten es im Sommerurlaub in Südfrankreich die Mücken abgesehen. Um der Plage Herr zu werden, kam Pistal zum Einsatz, ein natürliches Insektizid. "Der Wirkstoff aus der afrikanischen Chrysantheme baut sich schnell wieder ab, ist aber dennoch wirksam – und war zu diesem Zeitpunkt in Deutschland noch nicht erhältlich", erzählt Szczesny. "Warum sollte so etwas Nützliches nur in Frankreich zu kaufen sein?", fragte sich der Familienvater mit Geschäftssinn, suchte die Kooperation mit dem Pistal-Hersteller und gründete Aries Umweltprodukte. Denn genau an solchen Mitteln zur Schädlingsbekämpfung – natürlich und nicht giftig – gab es damals, gerade bei Bio-Betrieben, einen großen Bedarf.

Heute ist Aries Deutschlands größter Anbieter von natürlichen Mitteln rund um Pflanzenschutz und Schädlingsbekämpfung. Mit seinen rund 120 Produkten versorgt Aries den mottengeplagten Privathaushalt ebenso wie den von Schädlingen befallenen Bio-Agrarbetrieb oder den Hobby-Gärtner, der seine Beete vegan düngen will – mit einer Einschränkung: Alle Aries-Produkte sind ausschließlich im ökologisch orientierten Fachhandel zu bekommen – und so soll es nach dem Geschäftsführer auch in Zukunft bleiben. "Wir fühlen uns im Bio-Handel zu Hause, nicht in Baumärkten oder Discountern", sagt Szczesny, der sich nicht nur als grüner Gemeinderat in seiner niedersächsischen Heimat Horstedt-Stapel engagiert, sondern auch gemeinsam mit seiner Frau und vielen anderen Mitstreitern in einer Dorfinitiative für mehr Vielfalt. Diese hat mit dem Projekt eines Kräuterfelds bereits den vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft ausgeschriebenen Wettbewerb "Unser Dorf hat Zukunft" gewonnen. Teil des Dorfgartens ist seit vier Jahren auch ein Samenbomben-Versuchsfeld.
Guerilla Gardening
Der Begriff geht zurück auf die "Green Guerillas", eine New Yorker Künstler- und Aktivistengruppe in den 1970er-Jahren, die in heimlichen Nacht-Aktionen brachliegendes Gelände durch Pflanzen oder Samenbomben verschönerte. Daraus sind inzwischen viele Nachbarschaftsgärten entstanden, als NGO sind die "Green Guerillas" noch heute tätig. Aus diesem Impuls hat sich eine zivile Bewegung entwickelt, die diese Idee weiterträgt und damit Widerstand gegen bestehende Strukturen leistet, gemäß der militärischen Herkunft des Begriffs "Guerilla": Mehrere kleine Einheiten widersetzen sich einer unterdrückenden Macht, mit wenigen Mitteln und dezentral organisiert, aber dadurch räumlich und zeitlich flexibel. Als einer der bekanntesten aktuellen Guerilla Gärtner gilt der Londoner Richard Reynolds, der mit seinen Pflanzaktionen und seinem Blog der Bewegung zu neuem Aufwind verholfen hat.
Wer mehr wissen will: Christa Müller (Hg.): "Urban Gardening. Über die Rückkehr der Gärten in die Stadt", München 2011. / Josie Jeffery: "Mit Samenbomben die Welt verändern. Für Guerilla-Gärtner und alle, die es werden wollen", Stuttgart 2012.