Produktionsleiter prüft Qualität des frisch gerösteten Crunchys

Allos - Die Müslis aus Drebber

Vor wenigen Jahrzehnten wurden Frühstücksflocken noch als alternativ-ökologisch belächelt. Heute haben sie ihren festen Platz auf dem Frühstückstisch und die Müsli-Vielfalt ist beeindruckend. Einen Beitrag dazu leistet Allos – Alnatura besuchte den Bio-Pionier in Drebbe. 

Kurz gefasst

  • Bio-Pionier aus Drebber mit über 208 Produkten, darunter Kekse, Fruchtaufstriche, herzhafte Brotaufstriche, Müslis und Crunchies
  • Gründung 1974 in Drebber durch Walter Lang
  • Mitarbeiter über 200 
  • Seit 2001 gehört Allos zur niederländischen Gruppe Wessanen, Bremen

Mehr zu Allos

In der Idylle des niedersächsischen Landkreises Diepholz ist das Land flach und die Besiedlung überschaubar. 5.000 Einwohner zählt Drebber, der Ort, an dem Walter Lang 1974 einen alten Bauernhof kaufte und mit Gleichgesinnten ein Selbstversorger-Projekt gründete.

"Allos" bedeutet im Griechischen "anders". Einen anderen Weg einzuschlagen, fort von der industriellen Landwirtschaft und anderen Werten, das war Antrieb für den Bio-Pionier. Er träumte von einem alternativen Lebensstil und verwirklichte ihn: mit naturbelassenen Lebensmitteln wie ungespritzten Früchten und Honig aus eigener Herstellung. In Handarbeit entstanden die ersten Produkte, die den Grundstein für die weitere Entwicklung von Allos zu einer heute großen Bio-Marke legten: Fruchtschnitten. Die Begeisterung und Nachfrage der Naturkost-Liebhaber war groß, also produzierte Allos und erweiterte den Standort im Laufe der Jahre stetig. In der heutigen Kantine, die nach wie vor ein uriger, gemütlicher Ort ist, begann die Fruchtschnitten-Produktion. Alle baulichen Erweiterungen passierten harmonisch, die jüngeren Gebäude sind im gleichen Fachwerk-Stil gehalten wie das ursprüngliche alte Bauernhaus mit Spitzgiebel. Heute stellt Allos insgesamt über 208 verschiedene Artikel her.

Produktentwicklerin bei der Mischung der Müslis

Die Entwicklung der Produkte liegt in der Hand von Lebensmitteltechnologen.

Anna Meyer arbeitet als Produktentwicklerin eng mit Marketing und Produktion zusammen und ist für alle Sortimentsgruppen mitverantwortlich. Die Ideen entstehen auf Grundlage umfangreicher Marktanalysen. Welche Trends sind zu beobachten? Was passiert in anderen Ländern? Und vor allem, welche Wünsche haben die Kunden? Die Produktideen werden gemeinsam besprochen, Meyer und ihre Kollegen tragen ihre Ideen dazu bei. Entscheidend ist hierbei zum einen, ob die Rohstoffe alle vorhanden sind oder eingekauft werden müssen und zum anderen, wie sich die Rezeptur auf die Produktion übertragen lässt. Die Entwicklung der Produkte dauert unterschiedlich lang: Manchmal ist das Produkt schon nach zwei bis drei Versuchen rund. Aber es gibt auch schwierige Fälle, wie die Rezepturverbesserung eines Crunchys. 23 Versuche hat es gebraucht, bis der Geschmack perfekt war.

"Die größte Herausforderung in der Produktentwicklung ist es, einen tollen Geschmack und ansprechendes Aussehen mit bezahlbaren Rohstoffen zu vereinbaren", sagt Meyer. Ist die Rohstoff-Frage geklärt, geht es in die Versuchsküche. Hier werden die unterschiedlichen Rezepturen ausprobiert und natürlich auch verkostet. Dazu bekommen vier bis fünf Testpersonen an der Durchreiche, die vom Nebentester getrennt ist wie in einer Wahlkabine, verschiedene Rezepturen zum Verkosten. Während des Probierens darf man nicht miteinander sprechen, um sich nicht zu beeinflussen. Auf dem Testbogen notiert jeder seine Eindrücke und Bewertungen. Fällt das Ergebnis gut aus, darf die Rezeptur in die Produktion.

Portionierung des Crunchys in der Mehrkopfwaage
Produktionsleiter Matthias Czaja führt uns durch die halbautomatisierte Produktionsanlage, die im Zweischichtbetrieb Crunchies herstellt. "Die Mitarbeiter tragen bei dieser Form der Produktion noch eine große Verantwortung, da nicht alles automatisiert ist", unterstreicht Czaja. Große Komponenten kommen aus der Siloanlage, Handkomponenten werden in kleinen individuellen Dosen zugefügt. Der Stationswechsel an verschiedenen Arbeitsschritten in der Produktion sorgt für Abwechslung. "Die Mitarbeiter hier zeigen ein außergewöhnliches Verantwortungsgefühl gegenüber dem, was sie produzieren und bringen immer wieder gerne neue Ideen rein, beteiligen sich, wenn es darum geht, Lösungen zu finden", schwärmt Czaja von seinem Team.

In den Allos-Rezepturen findet sich ein Rohstoff immer wieder: Amaranth. Der Hintergrund ist, dass Allos-Gründer Walter Lang in den 1980er-Jahren auf einer Südamerikareise das glutenfreie Kraftkorn entdeckte und es als einer der ersten in Bio-Qualität nach Deutschland brachte. Das Unternehmen entwickelte eine eigene Methode, die hirseähnlichen Körnchen zu verarbeiten. Bei 250 bis 300 Grad Celsius puffen sie auf, vergleichbar zur Herstellung von Popcorn. Allerdings sind die kleineren Körner empfindlicher und verbrennen schneller als Mais. Das Korn findet sich in den Vita-Korn-Amaranth-Müslis und Crunchies. Und wie Crunchies hergestellt werden, erklärt Czaja bei der Führung. Die Zutaten für das Crunchy werden zu einem Teig geknetet. Dieser kommt in den Ausformer, der die Masse flach auf das Förderband bringt. Die Höhe ist genau definiert, damit alles schön durchgebacken ist und der typische Röstgeschmack entsteht. Im Netzbandofen wird die Masse eine halbe Stunde bei 180 Grad Celsius gebacken und erhält dabei ihre typische knusprige Konsistenz und die Cluster-Form. Und nachdem das Crunchy an der Mehrkopfwaage portioniert und in der Schlauchabfüllung verpackt wurde, ist es endlich bereit für den Weg ins Regal und auf den Frühstückstisch – so kann der Tag beginnen.

››› Gabriele Storm

Abfüllung des Müslis in der Schlauchbeutelanlage

Wussten Sie schon?

Seinen Ursprung hat das Müsli in der Schweiz. Der Name ist abgeleitet von Mües, schweitzerdeutsch für Mus. Eine musartige Konsistenz hat das Ur-Müsli durchaus, das nach seinem Erfinder, dem Schweizer Arzt Maximilian Oskar Bircher-Benner benannt ist. Es besteht aus Äpfeln, Nüssen, Haferflocken, Zitronensaft und gezuckerter Kondensmilch (damals gab es noch keine pasteurisierte Milch). Bircher-Benner entdeckte die klassische Mahlzeit der Schweizer Hirten in den Alpen und empfahl sie im Rahmen der von ihm entwickelten Rohkost-Ernährung. In den 1960er-Jahren wurde das Müsli Bestandteil des alternativ-ökologischen Lebensstils und begann seinen weltweiten Siegeszug. Als vor rund 35 Jahren die ersten Bio-Läden ihre Türen öffneten, gehörten Körner und Müslis zum Kernsortiment.

Warenkunde Amaranth

Amaranth ist ein Fuchsschwanzgewächs, ein sogenanntes Pseudogetreide. Es hat optisch Ähnlichkeit mit Getreide und kann auch vergleichbar zubereitet werden. Aber es enthält kein Gluten und ist somit für diejenigen besonders interessant, die unter einer Unverträglichkeit leiden. Amaranth wurde schon vor 3 000 Jahren in Mittel- und Südamerika angebaut. Die Azteken hielten die Pflanze für heilig, sie war fester Bestandteil ihrer Götterdienste. Bis heute ist Amaranth in seinen Herkunftsländern Mittel- und Südamerika sowie Indien wichtiges Grundnahrungsmittel. Etwa 60 bis 70 Arten gibt es, darunter den Dreifarben-Amaranth, bei dem auch Blätter und Stängel essbar sind und wie Spinat zubereitet werden. Amaranth bevorzugt warme, kurze Sommertage und ist frostempfindlich. Eine Pflanze liefert etwa 50.000 Samenkörner, die sehr klein und leicht sind. Rund 1.500 Stück ergeben gerade mal ein Gramm. Geerntet wird Amaranth per Hand. Sein nussiger, leicht bitterer Geschmack lässt sich vielseitig kombinieren und passt sowohl zu herzhaften als auch zu süßen Speisen.

 

Stand: 01.07.2017