Original Food – Hochwertiger Kaffee, fairer Handel
Kurz gefasst
- Unternehmensgründung 2003 in Freiburg durch Florian Hammerstein
- Mitarbeiter 10 in Deutschland
- Sortiment 20–25 Artikel, u. a. Kaffee, Espresso, Schokolade
Im Interview: Florian Hammerstein
Alnatura sprach mit Gründer und Geschäftsführer Florian Hammerstein über das Besondere von Wildkaffee aus Kaffa, die Gesetze der Kaffeebranche und bahnbrechende Innovationen.
Redaktion: 2003 haben Sie Original Food gegründet, um den
äthiopischen Regenwald zu schützen und den fairen Handel voranzutreiben.
Wie kam es dazu?
Florian Hammerstein: Auf äthiopischen Wildkaffee bin ich durch ein Gespräch mit Geo-Redakteuren gestoßen. Ein Journalist sah bei einer Äthiopien-Reise, wie die Menschen im Regenwald wilden Kaffee für den Eigenbedarf sammelten. Daraus entstand die Idee, man könnte den Wald zu einer Einkommensquelle für die Menschen machen und ihn so vor Rodung schützen. Voraussetzung war von Anfang an eine hervorragende Qualität des Kaffees – und dafür einen vernünftigen Preis zu bieten, von dem die Bauern leben können.
Wie viele Bauern sind in die Wildkaffeesammlung involviert und wie sind sie organisiert?
Anfangs waren die Bauern nicht organisiert, wir haben sie deshalb
unterstützt, Kooperativen zu gründen. Jedes Dorf hat eine eigene
Kooperative und die brauchte eine Dachgenossenschaft, eine sogenannte
Union, die exportieren darf. Heute arbeiten wir mit nahezu 50
Kooperativen in den äthiopischen Regenwäldern – dadurch haben nun knapp
100.000 Menschen in der Region eine vernünftige Perspektive.
Wie viel konnten Sie für den Schutz des Regenwaldes erreichen?
Ein Ziel war, das Tempo der Waldzerstörung zu verlangsamen, das ist uns
nachweislich gelungen. Die Bewohner wissen, dass auch für ihr regionales
Klima der Wald sehr wichtig ist. Mit partizipatorischem Waldmanagement
wird den Bauern Waldgebiet für eine Nutzungsdauer von 50 Jahren
überschrieben – mit der Auflage, dieses Waldstück gleichzeitig zu
schützen. Das sichert den Wald und gleichzeitig die Existenz der
Menschen.
Ihre neueste Innovation sind zu hundert Prozent zertifiziert
kompostierbare Kaffeekapseln. Wie und mit wem haben Sie diese
entwickelt? Wie viel Zeit hat die Entwicklung in Anspruch genommen?
Die Entwicklung hat über drei Jahre gedauert. Wir mussten das verteilte
Wissen des Marktes bündeln und haben mit verschiedensten
Forschungsinstituten Kontakt aufgenommen. Das Nespresso®-System ist sehr
anspruchsvoll, der hohe Druck von 18 bis 19 Bar und die hohe Temperatur
von 92 Grad sind für biologischen Kunststoff eine große
Herausforderung. Wir konnten sie meistern: Unsere Kapsel wird
vollständig abgebaut, der darin enthaltene Kaffee zu Kompost. Interesse
an der Technologie gibt es von Nespresso übrigens bislang noch nicht.
Was sind die Hauptunterschiede zwischen Wildkaffee und Plantagenkaffee?
Der wilde Kaffee wächst natürlich, ohne Anbau, im Regenwald in etwa
6.000 verschiedenen Sorten. Plantagenkaffee hingegen gibt es auf der
ganzen Welt nur in insgesamt ca. 50 Arabica-Sorten – die Biodiversität
ist also ein wichtiger Unterschied. Der Ertrag des Wildkaffees ist
deutlich geringer, auch deshalb konzentriert sich in ihm ein
einzigartiges Aroma.
Welche Unterschiede gibt es in der Verarbeitung?
Vor allem auf Plantagen wird üblicherweise nass aufbereitet, um das
Fruchtfleisch von der Bohne zu trennen. Dafür braucht man nur zwei bis
drei Tage, dann ist das Produkt exportfähig. Aber wir wollen kein
wertvolles Wasser verschwenden, daher bevorzugen wir die natürliche
Sonnentrocknung, die allerdings mehrere Wochen benötigt.
Wie haben die Mitbewerber im Kaffeemarkt auf Sie und Ihr Unternehmen reagiert?
Der Rohkaffeemarkt wird von wenigen großen Importeuren bestimmt und der
Markt ist sehr transparent. Da nur wenige Marktteilnehmer beteiligt
sind, ist das Handeln eines Einzelnen deutlich spürbar. So sprach sich
auch unsere gute Bezahlung an die Bauern schnell herum. Nach zwei Jahren
rief mich einer der großen Importeure an, der mir vorwarf, ich würde
ihm seinen gesamten Markt in Äthiopien zerstören, weil er den Bauern
jetzt auch mehr Geld zahlen müsse. Er habe jetzt Diskussionen, die er
zuvor noch nie in Äthiopien gehabt habe. Und da wusste ich, dass wir auf
dem richtigen Weg sind. Es funktioniert.
››› Das Gespräch führte Gabriele Storm
Stand: 01.05.2017